Untere Naturschutzbehörde, Forstbezirk, Forstbehörde, Bergbaunachfolge, private Landeigentümer, Hegegemeinschaft, einheimische Jäger für ein gemeinsames Ziel: Lebensraumverbesserung für einheimische Großsäuger und bedrohte Arten

„Jagd ist mehr als die Erfüllung von Abschussplänen“, sagte seinerzeit Forstdirektor Ulrich Maushake, Leiter des Bundesforstbezirks Grafenwöhr, auf unser einheimisches Rotwild bezogen. Jagd ist nicht nur Nutzung des Wildbrets heimischer Wildtierarten als gesundes, unbelastetes Lebensmittel, sondern hat gleichsam die Verpflichtung zur Hege als „wiedergutmachende“ Komponente. Die Hege umfasst alle Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung der Lebensgrundlage unseres Wildes. „Der Jäger hegt und schützt das Wild!“ – ein Grundbaustein deutscher Waidgerechtigkeit, der allerdings bei manchen –auch jagdlichen- Zeitgenossen etwas in Vergessenheit zu geraten scheint.


Wildtierbelange oder wildbiologische Grundbedürfnisse (Nahrung/Wanderbewegung) werden von uns Menschen in unserer durchnutzten Kulturlandschaft direkt und leider meistens negativ beeinflusst.

Lebensraum, in den sich Wild frei bewegen kann und gleichzeitig genügend Nahrung findet, ohne forst- oder landwirtschaftliche Kulturen zu schädigen, ist rar. Der Erhalt dieser Grundbedürfnisse ist allerdings unser aller gesellschaftliche Aufgabe.
Jogger, Jäger, Geocacher, Landwirte, Förster und viele andere – alle nutzen wir unsere Natur wie wir sie brauchen und zwingen das Wild in die Nischen, die wir übriglassen. Das ist eine der Ursachen des Konflikts zwischen Wild und naturnutzendem Mensch und oft der Grund von Schäden an Feldfrüchten oder Bäumen.

Neben der Regulation des Wildtierbestandes ist es zusätzlich nötig, die Lebensräume außerhalb des Waldes besser zu erschließen. Dieser Fakt ist zum Beispiel für unser einheimisches Rotwild sehr wichtig. Offenlandbereiche sind für die Nahrungsaufnahme von größeren Wildtieren sehr bedeutsam, können aber auf Grund fehlender Struktur und Deckung nicht von diesen genutzt werden. Daher versuchen die Hegegemeinschaft Osterzgebirge und der Forstbezirk Bärenfels des Staatsbetriebes Sachsenforst gemeinsam in einer regionalen Initiative, den Landschaftsraum um den Geisingberg beispielgebend für Wildtiere nutzbar zu machen.

Das Schaffen einer Grünbrücke aus dem Forst über das von Steinrückenlandschaft geprägte Offenland außerhalb der Waldkernzone ist das Projekt, welches der Forstbezirk Bärenfels unter Leitung von Herrn Dr. Irrgang initiierte, und die Hegegemeinschaft Osterzgebirge umgesetzt hat. Fachlich mit viel Engagement begleitet wurde es von Herrn Werner vom Forstbezirk Bärenfels.

Die Hegegemeinschaft Osterzgebirge ist ein vom Gesetzgeber ermöglichter Zusammenschluss von Jägern und Landeigentümern. Deren Mitglied, die Jagd-Pächtergemeinschaft Altenberg, setzte dieses Projekt gefördert aus Mitteln der Jagdabgabe in die Tat um.
So entsteht ein insgesamt mehrere hundert Meter langer Heckenstreifen als Vorwaldrandsaum. Dieser bietet nicht nur Großsäugern, z. B. dem einheimischen Rotwild, die Möglichkeit, ungestört Nahrung aufzunehmen und Wanderbewegungen auszuführen. Ebenso dient er auch gleichzeitig bedrohten Vogelarten, z. B. dem Neuntöter, als Nistgelegenheit und Lebensraum. Der erste Teilabschnitt ist geschafft und beginnt im Bielatal. Das gesamte Vorhaben wird sich bis zur Bärensteiner Straße erstrecken.

Zugleich ist die Hecke eine Nahrungsgrundlage für zahlreiche Insekten durch unterschiedliche Blühzeiträume der Gehölze. Ein weiterer Vorteil ist die Verbesserung landschaftsökologischer Funktionen, beispielsweise des Bodens- und des Klimaschutzes. Diese Grünbrücke ist somit ein Gewinn für viele unterschiedliche Lebensformen.
Das Erstaunliche an diesem Projekt ist allerdings der Schulterschluss der unterschiedlichen Parteien, welche sich oft nicht vorbehaltlos sehen, ja mancherorts konfrontativ gegenüberstehen.

Naturschutzbehörde, Sachsenforst, private Jagdpächter, Hegegemeinschaft und Bergbaunachfolge an einem Strang – das hat Vorbildfunktion und kann etwas bewegen. Ein Zusammengehen der genannten Partner zeigt ein zukunftsweisendes Verhalten. Dabei kann man nicht nur voneinander profitieren, sondern trotz teilweise konträrer Eigentümerinteressen einen Weg zueinander finden. Dieses Miteinander ermöglicht dann das Umsetzen von Zielstellungen, die man als Einzelpartei nie schaffen kann.
Wir hoffen, dass dieses Projekt in die Fläche gezogen werden kann und dass wir dafür die entsprechende politische und somit finanzielle Unterstützung finden.
Wildtiere sind Teil unseres Kulturgutes. Ihre Anwesenheit ist Ausdruck intakter Lebensräume. Schutz von Wildtierbedürfnissen sind Teil gesellschaftlicher Verpflichtung, ein Muss in jedem modernen Jagdmanagement, gehen uns alle an und sind komplexer Schlüssel bei der Schadenssenkung.

Besonders möchten wir uns bei Dr. Irrgang und Herrn Werner vom Forstbezirk Bärenfels, Frau Kühn (LMBV-mbH), Frau Heinze und Herrn Ullrich (Obere Jagdbehörde), Frau Schmidt und Herrn Dr. Hachmöller (Untere Naturschutzbehörde), Herrn König (Naturbewahrung Osterzgebirge), Herrn Wallek (Jagdverband Weißeritzkreis e. V.) und den vielen Helfern bedanken!

Hegegemeinschaft Osterzgebirge

N. Moucha
Vorsitzender

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