Nachsuche ist nicht gleich Nachsuche, manchmal muss man seine eigenen Grenzen bzw. die seines Vierbeiners richtig einschätzen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Aber eines nach dem anderen…!
Am 27.09.2019 bat mich ein Jäger um eine Nachsuche am Folgetag. Bei der Maisernte wurde aus einer 3er Rotte ein ca. 40 kg schweres Stück beschossen. Auf den Schuss hin klagte das Stück, „brach“ hinten zusammen und schleppte sich in den nahen Windschutzstreifen. An ein nachschießen war in diesem Moment nicht mehr zu denken.
Wir verabredeten uns für den Folgetag um 7 Uhr am Ort des Geschehens. Ein Anschuss war nicht zu finden. Es wurde allerdings ein Areal eingegrenzt, in dem sich dieser befand. Dies hilft uns Hundeführern ungemein, wenn nicht schon von einer Korona am Vortag alles zertrampelt wird!
Frodo nahm die Fährte nun recht zielstrebig hangabwärts an. Ohne Bestätigung konnte ich nur folgen … und vertrauen.
Im Tal angekommen ging es nun links weiter talabwärts, teilweise in einem Bachlauf. Nach ca. 500 m war ich mir nichtmehr sicher ob wir richtig sind und ich entschied mich zurück zum Anschuss zu gehen. Neu angesetzt ging es bis ins Tal, nun aber gerade durch und am Gegenhang hinauf. Auch hier keinerlei Bestätigung, Frodo suchte allerdings hin und wieder mit hoher Nase und sehr zügig. Ich hatte die Vermutung, dass er eher eine Verleitfährte vom Rehwild arbeitet.
Also letztmalig an den Anschuss und abermals talabwärts mit anschließendem linkem Haken … wie beim 1. Versuch. Nun hat man nicht unendlich viele Möglichkeiten, der Hund hat ohnhin „meist“ recht. Also folgte ich samt dem Schützen. Im weiteren Verlauf konnten wir allerding nichts Verwertbares an Bestätigung finden. Nach ca. 700 m entschloss ich mich schließlich die Arbeit für uns hier zu beenden und stattdessen an ein erfahrenes Gespann zu übergeben.
Ich bat Andreas Walther telefonisch um Hilfe, dieser sagte zu und wir verabredeten uns etwa eine halbe Stunde später am Anschuss.
Dort angesetzt arbeitete Tito nach anfänglichem einbögeln exakt die Fährte von Frodo. Nach kurzer Zeit verwies er einen winzigen Tropfen Schweiß. Ab dieser Stelle fehlte auch hier die Bestätigung, also folgten wir. Im Tal angekommen geht es nach links, teilweise im Bachbett sowie im halben Hang entlang. Wir kamen schließlich an die Stelle, wo wir beim letzten Versuch abgebrochen haben. Zielstrebig ging es weiter. Und siehe da, ein winziger Tropfen Schweiß als Bestätigung. Innerlich haderte ich mit mir, dass ich meinem Hund nicht vertraut habe. Nach ca. 1000 m (gemessen mit einem Tracker Supra) kamen wir schließlich an die kranke Sau, welche sich unweit von einem Wanderweg in einer Hecke eingeschoben hatte. Tito wurde geschnallt und stellte die Sau nach kurzer Zeit sicher, der Fangschuss konnte zügig angetragen werden.
Im Ergebnis zeigt sich hier einmal mehr, dass man a.) generell eine Nachsuche veranlassen soll, auch wenn daraus nur eine Kontrollsuche wird, b.) dem eigenen Hund vertrauen sollte, c.) im Zweifelsfall immer einen zweiten Hund hinzuziehen sollte.
Wir sind es unserem Wild schuldig uns an die Gebote der Weidgerechtigkeit zu halten, dem Wild unnötiges Leiden zu ersparen. Ob als einzelner Hundeführer oder als „Team“, wie in diesem Fall … wichtig ist das Ergebnis!
Eine Auflistung von geprüften Nachsuchengespannen finden Sie im Übrigen auf der Homepage des JV Weißeritzkreis. (https://jv-wk.de/2019/04/gruendung-unserer-nachsuchenrings/)
Weidmannsheil
Christian Herklotz