Am 13.06.2019 fand in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Sächsische Schweiz – Osterzgebirge e.V. (LPV SOE) bei schönstem Wetter die Exkursion zur Anlage und Nutzen von Feldhecken bei Luchau und nahe Dippoldiswalde (OT Elend) statt. Feldhecken sind sehr wertvolle Ökosysteme und bereichern unsere Kulturlandschaft seit jeher, dennoch wird ihre Rolle oft unterschätzt. Ihr Nutzen für Mensch und Natur und die dort lebenden Pflanzen wurden von Diana Behr (LPV SOE) vorgestellt. Sie beschrieb ausführlich wie sich Makro- und Mikroklima, Windschutz, Nahrungsquelle, Biotopvernetzung und Feuchtigkeitsspeicher als wichtige Ökodienstleistungen einer Hecke für Flora und Fauna definieren. Auch der Mensch profitiert von der Hecke als Lärm- und Sichtschutz sowie von verminderter Bodenerosion. Auch begünstigt sie die natürliche Schädlingsbekämpfung durch alle Vogelarten.
Frau Kerstin Heyne (LPV SOE) fuhr mit wertvollen Ratschlägen zur Pflege und Anlage, sowie zu Fördermöglichkeiten fort. Sie erläuterte in welchen Zeiträumen welche Parzellen auf den Stock gesetzt oder durchgepflegt werden sollten, um einen günstigen Erhaltungszustand zu schaffen. Ebenso beschrieb sie wie die Neuanlage von Feldhecken aussehen kann. Bepflanzt mit autochthonen Pflanzen des erzgebirgischen Lebensraumes stehen Fördermittel im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen, EU-Förderprogrammen oder regionaler Förderung zur Verfügung. Anhand der Beispiele vor Ort ließen sich gut Feldheckentypen sowie deren Aufbau und Vor- bzw. Nachteile genauer erläutern.
Nach dem Umsetzen auf den Standort außerhalb von Elend beschrieb Richard Wittig (Jagdverband Weißeritzkreis e.V.) den jagdlichen Nutzen einer Hecke sowie deren Bewohner. Nach kurzer Fährten- und Spurensuche (Schwarzwild, Rehwild, Fuchs, Marderlosung, etc.) der Teilnehmer konnte man schnell darauf schließen wer tagtäglich an der Hecke vorbeischaut. Der „Kühlschrank“ Hecke bietet jedoch nicht nur für Großsäuger ein reichhaltiges Beute- bzw. Äsungsangebot. Gerade Deckungspflanzen wie Faulbaum, Schwarzdorn, Brombeere, Ginster, Heckenkirsche und Geißblatt sowie Nahrungspflanzen wie beispielsweiße Eiche, Buche, Esche, Birke, Erle, Hasel, Wildrose, wolliger Schneeball, Pfaffenhütchen, beide Holunder, Vogelkirsche, Himbeere, Espe, Schwarzpappel, Wacholder der von rund 50 Vogelarten und Weißdorn der von ca. 35 Vögeln gefressen wird, bieten einer Vielzahl von wildlebenden Tieren Nahrung und Lebensraum zugleich. Allein die Artenvielfalt wie z.B. Dukatenfalter, Braun- und Rotkehlchen, Girlitz, Dompfaff, Buchfink, Zaunkönig, Perlmuttfalter, Wildbienen, Neuntöter, Birkhuhn, Wachtelkönig, Ackerhummel, Waldohreule, Haselmaus, Igel, Mosaikjungfer, kleiner Fuchs, Admiral, Kohlweißling, Trauermantel, Feldhase, Amsel, Kreuzspinne, Star, Zauneidechse u.v.a. welche eine gut strukturierte Hecke beherbergt sind nahezu unerschöpflich. Herr Wittig beschrieb hierzu die Wichtigkeit der Hecke als Biotopverbund, um mehrere Habitate miteinander zu verbinden, um eine Verinselung (geographische Isolation) und damit einhergehende Ausdünung des Genpools zu vermeiden. Grund ist das eine Vielzahl von Arten nur einen begrenzten Aktionsradius (Feindvermeidung) haben und sich somit nur max. 200m von der Hecke wegbewegen bzw. sich in ihrer Brutbiologie sehr an oder in der Hecke ansiedeln. Herr Wittig erklärte, dass gerade hier die Jäger sehr aktiv sind. Denn Hecken eignen sich als Deckung bei der Pirsch sowohl bei Tag als auch bei Mondnächten im Schlagschatten. Zusätzlich werden bei einem lauen Lüftchen etwaige Geräusche von der Hecke verschluckt und die menschliche Witterung verwirbelt. Aber auch bei der Prädatorenbejagung durch Falle oder der Anlage von Mäuseburgen, Getreidefutterrohren oder Federwildschütten bietet die Hecke vielerlei Möglichkeiten für den Revieralltag. Nicht zuletzt werden die Saumzonen der Hecke, meist Altgrasstreifen, mit Wildäsungsmischungen (Blühlandschaft, Hasenapotheke, WSM1, Herbst- und Wintermischung CL 1150/1300) aufgewertet um ganzjährig Äsung bzw. Deckung anzubieten und neue Grenzlinien geschaffen. Zusammenfassend dient dies im Sinne der Hege; der Biotopgestaltung und Biodiversität.
Im Anschluss gab es für die Teilnehmer die Möglichkeit in einer offenen Diskussions- und Fragerunde noch einmal in das ein oder andere Thema tiefer einzusteigen. Literaturhinweise mit Gehölzlisten, Buchtipps und Informationen rund um die Themen Anlage, Pflege und Nutzen von Feldhecken sowie Wildackermischungen wurden im Anschluss von Frau Behr per Mail versendet und können jederzeit beim LPV angefordert werden.
Der Jagdverband Weißeritzkreis e.V. dankt dem Landschaftspflegeverband Sächsische Schweiz – Osterzgebirge e.V. für die gute Kooperation.
Richard Wittig-Lenk